Die japanische Schrift

Um Japanisch schreiben und lesen zu können, muss man eine ganze Menge an Schriftzeichen lernen. Die zwei Silbenalphabete Hiragana 平仮名 und Katakana 片仮名, mit jeweils 46 Zeichen sowie 2136 Kanji 漢字 (chinesische Schriftzeichen). In einem modernen Text erfüllen Hiragana, Katakana und Kanji jeweils unterschiedliche Aufgaben. Welche das sind, wird im Folgenden kurz beschrieben.

Hiragana

Die 46 Hiragana werden häufig in der Gojūon 五十音 (50-Laute-Tafel) dargestellt. Ursprünglich waren in der Tabelle auch 50 Laute eingetragen. Im Laufe der Zeit sind jedoch fünf davon (yi, ye, wi, wu, we) weggefallen, da sie schlicht nicht mehr benötigt wurden. Eines, das „n“, wurde hingegen hinzugefügt.


a

i

u

e

o

ka

ki

ku

ke

ko

sa

shi

su

se

so

ta

chi

tsu

te

to

na

ni

nu

ne

no

ha

hi

fu

he

ho

ma

mi

mu

me

mo

ya

yu

yo

ra

ri

ru

re

ro

wa

wo

n
Hiragana Tabelle

Hiragana kommen nur mit wenigen Strichen aus und ihr Erscheinungsbild ist rundlich mit geschwungenen Linien. Ursprünglich war Hiragana die Schrift der Frauen. Die eckiger und kantiger erscheinenden Katakana hingegen die der Männer. Heute ist dies nicht mehr so.

Die Hiragana übernehmen in einem modernen Text wichtige grammatikalische Aufgaben. Beispielsweise werden die Partikel damit geschrieben, die den einzelnen Satzbestandteilen eine bestimmte Funktion verleihen. Auch Gegenwart und Vergangenheit können damit ausgedrückt werden. Das folgende Beispiel soll dies einmal am Verb „spielen“ verdeutlicht. Während das Kanji 遊 (in Rot) in beiden Fällen unverändert bleibt, verändern sich die angehängten Hiragana (in Blau) und mit ihnen die Zeit in der gespielt wird.

びますasobimasuspielen
びましたasobimashitaspielte

Prinzipiell können japanische Texte vollständig in Hiragana verfasst werden. Kinderbücher fallen beispielsweise in diese Kategorie. Klingt erst einmal super, da man sich deshalb die vielen Kanji sparen kann, führt aber dazu, dass der Text sehr schwer lesbar wird. Das liegt zum einen daran, dass im Japanischen die Wörter nicht durch ein Leerzeichen getrennt werden, aber auch, dass die Sprache sehr viele Homophone (gleichlautende Wörter) kennt. Viele Worte könnten deshalb nur mithilfe der Kanji unterschieden werden. Ein Beispiel hierfür sind die beiden Kanji 橋 und 箸 die beide als hashi gelesen werden. Ersteres steht jedoch für eine Brücke, das zweite für die Essstäbchen. Die Frage, ob man sein Abendessen also eher mit Stäbchen oder mit der Brücke isst kann also nur mithilfe der Kanji ausreichend geklärt werden. Grob kann man festhalten, je anspruchsvoller der Text, desto weniger Hiragana und desto mehr Kanji finden sich darin.

Katakana

Auch von den Katakana gibt es 46 Stück und auch diese sind vereinfachte Kanji. Im Gegensatz zu den rundlicheren Hiragana ist ihr Erscheinungsbild aber eher eckig mit geraden Strichen. Die Katakana übernehmen eine ganze Reihe verschiedener Funktionen in einem Text. Hier ein paar Beispiele.

  • Lehnwörter (Gairaigo 外来語), wie z. B. ein Restaurant レストラン, werden in Katakana geschrieben.
  • Mann kann seine eigenen (nicht japanischen) Namen damit schreiben. Aus Benjamin wird dann ベンヤミン.
  • In wissenschaftlichen Texten werden Pflanzen, Tiere oder auch technische Fachbegriffe üblicherweise in Katakana geschrieben. Da für diese meist eher seltene Kanji verwendet werden, erhöht dies die Lesbarkeit.
  • Lautmalereien von Tieren. Der Hund macht in Japan ワンワン und die Katze ニャン.
  • Auch die Werbung nutzt diese gerne, um etwas hervorzuheben. Ähnlich wie das deutsche Fettgedruckte.

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i

u

e

o

ka

ki

ku

ke

ko

sa

shi

su

se

so

ta

chi

tsu

te

to

na

ni

nu

ne

no

ha

hi

fu

he

ho

ma

mi

mu

me

mo

ya

yu

yo

ra

ri

ru

re

ro

wa

wo

n
Katakana Tabelle

Kanji

Kanji 漢字 sind chinesische Schriftzeichen, die für Nomen, Verben und Adjektive verwendet werden. Um einen japanischen Text lesen zu können, sollte man mindestens die 2136 Jōyō-Kanji 常用漢字 beherrschen, die Japan für den alltäglichen Gebrauch festgelegt hat. Jedes Kanji hat mindestens eine Bedeutung und eine Lesung. Meistens jedoch besitzt ein Kanji mehrere Bedeutungen und kann auch auf mehrere Arten ausgesprochen werden.

Die Kanji wurden ca. 500 n. Chr. erstmals aus China nach Japan exportiert. Dort hat man die Vorteile der Schrift erkannt und diese samt der chinesischen Sprache auch verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dann immer mehr Zeichen aus allen Landesteilen Chinas nach Japan importiert. Dort hatten die Zeichen aber häufig eine andere Bedeutung und wurden zudem noch anders gelesen. Dazu kommt noch, dass man auf die eigene japanische Sprache nicht verzichten wollte.

Das Hat dazu geführt, dass die in Japan gebräuchlichen Kanji nicht nur mehrere Bedeutungen haben, sonder auch auf mehrere Arten gelesen werden können. Die chinesische Lesung wird Onyomi 音読み genannt und die japanische Lesung Kunyomi 訓読み. In einem Kanji-Lexikon werden die Onyomi typischerweise in Katakana geschrieben, die Kunyomi in Hiragana.